Gold im Klondike? Dawson City, Yukon Territory, Kanada
Gold im Klondike? Dawson City, Yukon Territory, Kanada


Gold im Klondike?
Tag 6 : Dawson City


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Echt kanadisch


Am nächsten morgen sitzen wir bei Heidi am Frühstückstisch, wo wir auch Paul und seine Frau kennenlernen. Beide aus Niagara Falls, Kanada und vor Wochen dort mit dem Wagen gestartet. Die Strecke, die sie noch vor sich haben gleicht der unseren und bei Müsli und leckeren, selbst gebackenen Pancakes unterhalten wir uns gut. Wie auch wir wollen sie heute zur Goldsuche aufbrechen. Wir wünschen uns gegenseitig Glück und verabschieden uns.

Wir verlassen die Stadt Richtung Osten und halten an der Abzweigung zur Bonanza Creek Road am Guggie Ville Campground, wo wir Goldwaschpfannen mieten. Für 09:30 wird uns eine Schulung über den Umgang mit den Pfannen angeboten, doch wir beabsichtigen bis dahin schon reich zu sein und folgen der Bonanza Creek Road.

Gold waschen nahe des Discovery Claim Dawson, Kanada 2000


Eine Sandpiste führt uns durch ein zerstörtes Land. Nach den Tagen in der Wildnis betrachten wir unsere Umgebung fast mit tränenden Augen. Hier hat die Goldgier über die Natur gesiegt und im Tagebau hat man Wälder und Berge abgegraben und in Sandwüsten verwandelt. Hier und da ist man mit der industriellen Ausbeutung der Vorkommen noch beschäftigt, Bagger und Bulldozer durchwälzen die Erde.

Wir passieren mit Gold Dredge No. 4 ein weiteres Exemplar, das besichtigt werden kann, aber saisonbedingt noch nicht geöffnet ist und versuchen das Discovery Claim zu finden, die Stelle, an der 1896 Gold im Klondike gefunden wurde. Zuerst nehmen wir die falsche Abzweigung, finden das Discovery Claim dann aber doch. Heute nicht viel mehr als eine Metalltafel auf einem Stein und ein paar Picknicktische. Nach kurzer Pause fahren wir die wenigen hundert Meter weiter nach Grand Forks. 10.000 Menschen wohnten im Jahr 1900 in Grand Forks verkündet uns ein Schild auf einer Goldlore, die auch alles ist, was von dem ehemaligen Goldgräbernest übrig geblieben ist. Hier haben die Goldsucher gewohnt, gearbeitet und haben, so sie denn erfolgreich waren, ihre Nuggets nach Dawson City getragen.

Heute ist hier ein Claim abgesteckt, dessen Eigentümer die Klondike Visitor Association ist. Jedem Reisenden ist es hier erlaubt, bis zu drei Tage nach Gold zu suchen. Leider gibt es diesen Claim schon seit Jahren und die Vermutung liegt nahe, daß das Gelände seitdem mehrfach umgegraben wurde. Angabegemäß gab es auch nennenswerte Funde in der Vergangenheit aber uns gelingt es nicht, die Reisekosten zu decken.

Schon nach wenigen Minuten haben wir vom Goldwaschen im Klondike eiskalte Finger, als ein weiteres Paar uns Gesellschaft leistet. Amerikaner, die wesentlich besser ausgestattet sind als wir. Während wir mit Pfannen arbeiten, denen man zugestehen würde, daß sie den Goldrausch noch miterlebt haben, haben die beiden Amis Kunststoffpfannen mit ganz feinen Rinnen, in denen sich Goldstaub sammeln soll - und es gelingt.

Wir geben also nicht auf, waschen weiter und schließlich können wir Paul und seiner Frau, die wie angekündigt ebenfalls auftauchen ein paar Steine zeigen, die Spuren von Gold beinhalten und die wir - wenn auch vermutlich wertlos - als Souvenir mit nach Hause nehmen.

Auf dem Rückweg nach Dawson City legen wir noch zwei Stops ein. Den ersten wieder an der Gold Dredge No. 4, wo sich plötzlich Touristen tummeln. Wir fragen nach und erfahren, daß die Dredge exklusiv für die Bustour geöffnet ist. Der Reiseführer bietet an, das wir uns anschließen können, den Preis den er dafür fordert ist uns die x-te Golddredge aber nicht wert, so daß wir uns nur draußen umschauen und den Sinn der Goldloren lernen: Sie dienten als Schaufeln, mit denen die Schwimmbagger den Flußboden nach Gold umgruben !

Unser zweiter Stop ist der Claim 33, die touristische Form des Goldsuchens, betrieben von einer gebürtigen Deutschen, wie sich schnell herausstellt. Hier kann man für CAD 8 eine kleine Tüte mit Erde und garantiertem Goldfund erwerben und darf sie anschließend in Pferdetrögen auswaschen. Es gehört nicht viel Phantasie dazu, zu unterstellen, daß der garantierte Fund weniger als CAD 8 wert sein wird. Uns fehlt der Reiz des Abenteuers daran.

Nachdem wir uns das Pfand für die Goldpfannen wiedergeholt haben und als Mitarbeiterin des Campgrounds ein Can Can-Girl von Gertie's wiedererkennen, fahren wir noch auf den Midnight Dome, von wo aus sich eine weitläufige Aussicht über Dawson City, Klondike und Yukon bietet. Die Aussicht als schön zu bezeichnen fällt trotzdem schwer - zu vernarbt ist das Land von der Suche nach Gold.

Zurück in Dawson City übermannt Claudia die Müdigkeit, während ich Jack London besuchen will. Dick North, Abenteurer, Historiker und Autor hat 1969 dessen Blockhütte aus der Wildnis geborgen und das Originalholz aufgeteilt, so daß heute eine halbechte Jack London-Hütte an seinem Geburtsort Oakland, Kalifornien steht und eine halbechte an seinem Wirkungsort Dawson City. In letzterer bietet Dick North täglich Talks an. Außer mir scheint das nur eine Asiatin zu interessieren und es ist eine spannende Stunde, in der uns Dick vom Leben Jack Londons, von seiner Suche nach der Blockhütte und der abenteuerlichen Bergung berichtet. Mit Sicherheit ist auch Dick North ein guter Geschichtenerzähler und seine geschichtlichen Romane finden sich auch in vielen Läden in Kanada und Alaska. Trotzdem gehe ich ohne ein Buch von ihm und hole Claudia wieder im White Ram Manor ab.

Die Stadt, von der wir einige Meter bereits am gestrigen Nachmittag erlaufen haben, wollen wir heute systematisch angehen und organisieren uns im Visitor Center zwei Walkman, die uns mit englischen Erklärungen durch die Stadt und die Geschichte führen.

Und womit hat Geschichte immer zu tun ? Mit schon verstorbenen Menschen ! Und so ziehen wir, vorbei am Pionierfriedhof der Stadt, geschichtsträchtigen Gebäuden und Orten, natürlich wieder Diamond Tooth Gertie's und durch verschiedene Läden und Kunstgalerien, ein Muster über den Stadtplan.

Pionierfriedhof Dawson City, Kanada 2000


Zugegeben, Läden und Galerien waren auf den Kassetten nicht erläutert, aber es fiel (diese Erfahrung haben wir allerdings nicht zum ersten Mal gemacht) selbst für geschichtsinteressierte Menschen schwer, so langsam zu gehen, wie das Tonband es erfordert hätte. Mit einigen Umwegen kamen wir letztlich doch fast mit dem Ende der Bänder wieder in der Visitor Info an.

Zu den Umwegen gehörte auch eine längere Pause in einem Café als wir vom Regen überrascht wurden und ein Outdoor- und Antiquitätenladen, indem wir längere Zeit um einen Bestand an alten Fotoapparaten kreisten - einen davon haben wir exportiert und dient uns nunmehr als zweites Stück der schon erwähnten Sammlung.

Regen scheint für Dawson City auch nicht ganz untypisch zu sein. Das Klima hat sich im Stadtbild niedergeschlagen. Da lediglich die Hauptstraße der Stadt asphaltiert ist, erstickt Dawson City bei heftigerem Niederschlag schnell im Schlamm, so daß die Bürgersteige vielfach aus höhergelegten Holzstegen bestehen, über die man sich zumindest bis zur nächsten Kreuzung sauberen Fußes vor den Geschäften entlangbewegen kann.

Nach Pause und Dusche auf unserem Zimmer gönnen wir es unseren müden Füßen diesmal mit dem Auto durch die Stadt zu fahren. Unser Ziel ist eine warme Mahlzeit, worauf wir Hunger haben fällt uns aber bei der auch hier typisch nordamerikanischen Auswahl zwischen Fast Food Burgern (in Dawson City nur außerhalb der Stadt) und normalen Burgern immer schwerer zu spezifizieren.

Schließlich landen wir an der Hauptstraße bei Sammy's Place, wo uns die Tageskarte (Burger) und das Preisniveau anspricht. Als wir reingehen werden wir jedoch davon überrascht, daß Sammy's eigentlich nur aus einer Imbißtheke und einer überdachten Veranda besteht.

Straßenszene Dawson City, Kanada 2000


Bei dem naßkalten Wetter hätten wir uns eigentlich etwas anderes vorgestellt, aber nachdem auf unseren Wunsch hin die Heizstrahler angeschaltet werden und wir unsere Stühle passend zurecht rücken, genießen wir doch unser Abendessen at Sammy's Place bevor wir wieder zum White Ram Manor zurückkehren und uns schlafen legen.

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