Whitehorse, Yukon Territory, Kanada
Whitehorse, Yukon Territory, Kanada


Whitehorse
Tag 8: Eiszeit und Sonne


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Echt kanadisch


Gleich am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg die Stadt bei Tageslicht zu erkunden. Unweit des MacBride Museums entdecken wir an der 1st Ave den Bahnhof der White Pass & Yukon Route. Doch das Gebäude ist abgeschlossen und als wir um den Bahnhof herumgehen stellen wir fest, daß auch die Gleise nur noch wenige Meter weit führen. Der White Pass wird von dieser Seite aus wohl nicht mehr angefahren. Die Old Log Church, das Hauptgebäude der Mounties des Yukon Territory und Holzhochhäuser gehen wir ab. Zwar sehen wir keinen einzigen Mounty in der schönen roten Uniform, dafür sehen wir aber, daß die vierstöckigen Blockhäuser tatsächlich bewohnt sind als eine asiatische Familie aus dem zweiten Obergeschoß an uns vorbeiströmt.
SS Klondike Whitehorse, Kanada 2000


Am Ufer des Yukon lassen wir uns vor der SS Klondike im Park nieder und packen unser Frühstück aus: die Zimtschnecke aus der Braeburn Lodge. An diesem Morgen schaffen wir es auch sie aufzuessen. Wir zweifeln einige Zeit, ob wir den Flußdampfer besichtigen sollen und ringen uns dann dazu durch. CAD 8 investiert jeder von uns in die Führung und wir besteigen nach einem kleinen Vorfilm die SS Klondike durch den Laderaum. Zwischen Kisten und Feuerholz sind hier die normalen Passagiere Richtung Dawson City gereist. Kaum einer der Goldsuchenden hatte sich wohl eine der winzigen Kabinen oder den Zugang zum Speiseraum leisten können, die wir anschließend besichtigen. Die SS Klondike ist das einzige noch intakte Schiff, das Anfang des 20. Jahrhunderts den Yukon befahren hat. Lang und anstrengend war der Hinweg nicht nur für die Crew, denn auch die Passagiere der untersten Klasse waren verpflichtet an verschiedenen Zwischenstops mitzuhelfen, neues Feuerholz in den Frachtraum zu schaffen, damit das Dampfschiff genug Kraft hatte, sich gegen die Strömung durchzusetzen. Zwischen 4 und 5 Tagen brauchte der Dampfer damals nach Dawson City, aber nur 36 Stunden mit der Strömung zurück. Als wir das Schiff nach einer guten halben Stunde verlassen, erhalten wir eine Urkunde, die uns als potentielle Schiffsjungen auszeichnet. Vorerst haben wir nicht vor, diesen Job anzunehmen ...

Nicht weit von der SS Klondike finden wir gegenüber der Bibliothek einen landesweit bekannten Buchladen. Hier gibt es gebrauchte Bücher zu Spottpreisen zu kaufen und hier erstehen wir auch eine Country-CD, um unseren Videofilm zu unterstreichen. In solchen Buchläden könnte ich viel Zeit verbringen und ich stand einige Male vor der Encyclopedia Britannica, die im Laden verschenkt wurde. Aber wie sollte ich die schweren Buchbände nur durch Alaska und Kanada tragen ? Vielleicht sollte man beim nächsten Mal einen Direktflug nach Whitehorse buchen !

Zurückgekehrt zu unserem Motel und Auto fahren wir in den Stadtbezirk Riverdale östlich des Yukon und suchen die Fish Ladder.

Zwar ist es wieder einmal nicht die richtige Jahreszeit, in diesem Fall, um die Lachse auf ihrem Weg flußaufwärts zu den Laichgründen zu beobachten, dafür können wir zwei Erdhörnchen beobachten, die sich immer wieder als unsere beliebtesten Begleiter durch die USA und Kanada beweisen. Ruhig beobachtet uns dieser kleine Freund, während er ein Blatt nach dem anderen in sein Maul stopft und fleißig futtert.

Erdhörnchen am Schwatke Lake Dawson City, Kanada 2000


Als wir uns satt gesehen haben an dem hungrigen Tier setzen wir uns ein paar Minuten an den Schwatka Lake, unterhalten uns mit einem Kanuten, der sich auf eine längere Tour vorbereitet und schauen immer wieder den Wasserflugzeugen nach, die über unseren Kopf hinweg starten.

Wir beschließen, uns das Wasser näher anzuschauen und fahren wieder zurück auf die Westseite des Yukon und folgen dem Flußverlauf zum Miles Canyon. Mit vielen Einheimischen, die den Sonntag mit einem Picknick oder mit dem Mountain Bike in dem Naherholungsgebiet verbringen, überqueren wir die Hängebrücke über den Canyon und lassen uns auf einer Halbinsel am Ende des Canyon nieder. Eine wunderschöne Idylle, grün-strahlendes Wasser, Nadelwälder ringsum, wesentlich mehr Einheimische als Touristen. Das Einzige, was uns immer wieder schmerzhaft aus dieser Ruhe herausreißt, sind Jetboote, die durch den engen Canyon schießen und in dem Seebecken vor uns drehen. Unglaublich, wie man die Natur im Norden Kanadas für solche Sportarten mißbrauchen kann.

Eine weitere Attraktion haben wir für den Nachmittag noch auf dem Plan und fahren zum Beringia Interpretive Center, wo wir für CAD 10 mehr erfahren über die Eiszeit, über das Land, das einst Alaska mit Asien verband und über die Tiere und Menschen, die den Landweg nutzten, um den amerikanischen Kontinent von Westen zu besiedeln. Dabei lernen wir Mamuts kennen, Biber die menschliche Schulterhöhe erreichten und den Leiter des Beringia Instituts. Wir wetten um ein Abendessen, ob er Österreicher oder Schweizer ist und sind überrascht, als sich für den Abend eine Diät abzeichnet - er ist vor einigen Jahren aus Bayern nach Kanada ausgewandert.
Beringia Interpretive Center Whitehorse, Kanada 2000


Überrascht sind wir auch von der Einfachheit, mit der das geklappt hat. Nach einem Studium der Forstwirtschaft ist er irgendwann mit der Idee in Dawson City hängen geblieben, mit einem Einheimischen ein deutsch-kanadisches Restaurant zu eröffnen. Wir wollen gar nicht fragen, was er denn Deutsches zur Speisekarte beitrug und folgen weiter seiner Erzählung. Über die Kapitalbeteiligung am Restaurant hat er sein Visum erhalten, danach hat er an der Entwicklung des Beringia-Konzeptes mitgewirkt (Forstwirt-Kneipenwirt-Historiker) und leitet es heute.

Von ihm erfahren wir im Kino des Beringia Interpretive Center, in das sich außer uns nur ein weiterer Reisender verirrt, was Auslöser einer Eiszeit sind, wann die Letzte die Kontinentalplatten getrennt zurückließ und daß wieder eine Eiszeit auf uns zukommen wird - lange nach unserer Zeit. Insgesamt ein sehr interessanter Besuch, bei dem man sich wünscht, man könnte mehr von den Dingen die man lernt, langfristig speichern ...

Wir kehren zurück ins Motel und nutzen eine waschfreie Phase, uns etwas auszuruhen. Angesichts unserer Wette, aus der wir beide als Verlierer hervorhingen, schnallen wir für den Abend zumindest finanziell den Gürtel enger: Two can dine bei Mc Donalds steht auf der Speisekarte, was nichts anderes bedeutet, als daß ein Mitesser sein Menu kostenlos erhält.

Die vielen verschiedenen Eindrücke des Tages haben uns erschöpft und wir gehen eine neue Taktik im Kampf gegen die Waschtrommeln an. Wir legen uns ins Bett und stellen den Fernseher so laut, daß wir die Geräusche aus der Laundry nicht mehr wahrnehmen.

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